Handelskammer Bozen
Wirtschaftsbarometer Verarbeitendes Gewerbe

Wirtschaftsbarometer Verarbeitendes Gewerbe

Licht und Schatten

Data: 
Montag, 19. Dezember 2022
Uhrzeit: 

Das Geschäftsklima im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe profitiert von der hohen Kapazitätsauslastung der Betriebe und von einer positiven Umsatzentwicklung auf allen Märkten. Die Aussichten für das kommende Jahr sind jedoch von großer Ungewissheit geprägt: Die Unternehmen rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und erwarten, dass das Geschäftsvolumen nicht mehr weiterwachsen wird. Dies geht aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.

Trotz Versorgungsengpässen und Teuerungen bei Energie und Materialien bewerten die Südtiroler Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes die Ertragslage weiterhin positiv. Ein Drittel der Unternehmen ist zuversichtlich, heuer ein gutes Betriebsergebnis zu erzielen und weitere 47 Prozent erwarten immerhin eine zufriedenstellende Rentabilität. Grund dafür ist das hohe Tätigkeitsvolumen, das sich in einer Kapazitätsauslastung von fast 90 Prozent sowie in der positiven Beschäftigungsentwicklung widerspiegelt. Von Januar bis Oktober 2022 lag die durchschnittliche Zahl der unselbständig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe bei über 34.500, was einer Zunahme von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

Das Geschäftsvolumen konnte sowohl auf dem Südtiroler und dem italienischen Markt als auch auf den ausländischen Märkten gesteigert werden. In den ersten drei Quartalen des Jahres, zwischen Januar und September, belief sich der Gesamtwert der Südtiroler Exporte – ohne landwirtschaftliche Produkte – auf fast 4,5 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das wachsende Geschäftsvolumen ist teilweise auch auf die Entwicklung der Verkaufspreise zurückzuführen: Mehr als acht von zehn Unternehmen gaben an, die Preise heuer erhöht zu haben.

Mit Blick auf das nächste Jahr erwarten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes jedoch kein weiteres Umsatzwachstum. Sie rechnen auch mit einem Rückgang der Investitionstätigkeit sowie mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere was die Kostenentwicklung und die Zahlungsmoral der Kund/innen betrifft. Insgesamt gehen 26 Prozent der Befragten von einer unbefriedigenden Ertragslage im Jahr 2023 aus, wobei die Erwartungen in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich sind. Die größten Bedenken werden in der Lebensmittelproduktion geäußert, wo die Hälfte der Unternehmen eine schlechte Rentabilität erwartet. Optimismus herrscht dagegen bei den Herstellern von Maschinen und Geräten, im Textil- und Bekleidungssektor und bei den Druckereien.

Ertragslage im Verarbeitenden Gewerbe

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, weist auf das Problem des Fachkräftemangels hin: „Für viele Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe, aber auch in anderen Sektoren, wird es immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter/innen zu finden. Die Handelskammer Bozen fördert die Vernetzung zwischen Jugendlichen und Unternehmen, indem sie auch außerhalb von Südtirol Treffen wie die Veranstaltungsreihe „Talente-Aperitivo“ organisiert. Auf diese Weise können junge Menschen konkrete Jobchancen erhalten und Unternehmen potenzielle neue Mitarbeiter/innen kennenlernen“.

Anmerkung: Das Verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, von Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Heiner Oberrauch, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„Trotz steigender Kosten und Unsicherheit haben die produzierenden Unternehmen durch schnelles Handeln veränderte Rahmenbedingungen und Schwierigkeiten gut meistern können. Wir werden mit Investitionen in Innovation und kluge Köpfe weiterhin durch technologischen Fortschritt Herausforderungen wie Klimakrise, Energiewende und demographischen Wandel angehen und damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Landes leisten.“

Dietmar Mock, Obmann der Berufsgruppe Metall im lvh
„Eine zentrale Herausforderung ist und bleibt die Fachkräftegewinnung. Um neue Mitarbeiter/innen zu finden und junge Leute in praktischen Berufen auszubilden, müssen Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen gesetzt werden. Was im Metallhandwerk nach wie vor Sorgenfalten bereitet, ist der stark schwankende Rohstoff- bzw. Energiepreis, der die Kalkulationen schwierig macht. Die Betriebe benötigen wieder mehr Stabilität und Planungssicherheit.“

Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV Trentino-Südtirol
„Trotzt aller Schwierigkeiten ist es den Südtiroler KMUs des Verarbeitenden Gewerbes bis jetzt gelungen, Qualität und Stabilität zu gewährleisten. Die Prognosen für 2023 sind aber alles andere als optimistisch. Es braucht strukturelle Maßnahmen zur Überwindung, nicht nur zur Milderung, der anhaltenden Energiekrise und auf lokaler Ebene muss der Zugang zu Krediten verbessert werden. Somit kann die für unsere Unternehmen notwendige Liquidität gewährleistet werden.“

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