Handelskammer Bozen
Preissteigerungen und Versorgungsengpässe

Preissteigerungen und Versorgungsengpässe

Südtiroler Unternehmen trifft es hart

Data: 
Montag, 11. April 2022
Uhrzeit: 

Der Anstieg der Energie- und Kraftstoffpreise auf den internationalen Märkten im Jahr 2021 hatte für rund zwei Drittel der Südtiroler Unternehmen einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtkosten. Ebenso viele Betriebe waren von Preiserhöhungen bei Materialien und Waren erheblich betroffen. In vielen Fällen konnten die Kostensteigerungen nicht auf die Verkaufspreise abgewälzt werden. Dies ergibt sich aus einer Sonderanalyse, die vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen im Rahmen der Wirtschaftsbarometers durchgeführt wurde.

2021 war ein Aufschwungsjahr für die Volkswirtschaften in aller Welt. Der Neustart ging jedoch Hand in Hand mit einem raschen Anstieg der Nachfrage nach Energie, Rohstoffen, Halbfertigprodukten und Komponenten, was zu höheren Preisen führte. Laut dem von der Weltbank auf globaler Ebene berechneten Commodity Price Index sind die Preise für Energieerzeugnisse im März 2022 gegenüber dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020 um 148 Prozent gestiegen. Der Anstieg bei den nicht-energetischen Commodities betrug durchschnittlich 71 Prozent, erreichte aber bei den Metallen 97 Prozent.

Auch Südtirols Betriebe haben diese ungünstige Dynamik zu spüren bekommen. Aus der WIFO-Analyse geht hervor, dass im Jahr 2021 sowohl die Teuerungen bei Energie und Kraftstoff als auch die Preisanstiege bei Waren und Materialien für etwa zwei Drittel der Unternehmen einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtkosten hatten. Nur wenige dieser Unternehmen konnten die höheren Kosten vollständig auf die Verkaufspreise überwälzen, etwa die Hälfte konnte dies zumindest teilweise tun.

Im Jahr 2022 hat sich die Situation noch verschärft. Bereits zum Zeitpunkt der Erhebung im Februar befürchteten sechs von zehn Unternehmen erhebliche Auswirkungen auf die Kostenlage aufgrund weiterer Preissteigerungen bei Energie- und Materialien im Laufe des Jahres. In der Folgezeit hat sich die Preisdynamik aufgrund des russisch-ukrainischen Krieges und der Verhängung von Sanktionen gegen die Russische Föderation durch die westlichen Länder weiter verschlechtert.

Entwicklung der Preise für energetische und nichtenergetische Commodities

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, ist über die Auswirkungen der steigenden Preise auf den Aufschwung besorgt: „Die Unternehmer/innen müssen seit zwei Jahren darum kämpfen, ihre Betriebe offen zu halten und die Zukunft ihrer Familien und Mitarbeiter/innen zu sichern. Der massive Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise wird den Aufschwung bremsen. In dieser schwierigen Zeit muss die Politik ein besonderes Augenmerk auf die Wirtschaft legen.“

Der WIFO-Kurzbericht „Preissteigerungen und Engpässe in den Wertschöpfungsketten – Die Auswirkungen auf die Südtiroler Unternehmen“ steht auf der Webseite zum Download bereit.

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, luciano.partacini@handelskammer.bz.it und Nicola Riz, Tel. 0471 945 721, nicola.riz@handelskammer.bz.it

Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsvertreter:

Claudio Corrarati, Koordinator von Rete Economia - Wirtschaftsnetz
„Die Kreditinstitute und Bürgschaftsgenossenschaften müssen Maßnahmen zur Unterstützung der Liquidität einrichten, da diese für die Unternehmen und deren Existenz auf dem Markt von zentraler Bedeutung ist. Die Unternehmen sehen sich heute mit Rohstoffpreisen konfrontiert, die nicht nur die Wirtschaftstätigkeit selbst unrentabel machen, sondern sie auch dazu zwingen, Bestellungen zu antizipieren, um künftige Materialpreissteigerungen zu vermeiden. Dies belastet die Liquidität.“

Federico Giudiceandrea, Präsident Südtiroler Wirtschaftsring - Economia Alto Adige
„Die Unternehmen tun was sie können, um Preiserhöhungen zu vermeiden, indem sie noch effizientere Produktionsverfahren einsetzen und ihre Gewinnspannen reduzieren. Aber selbst dies reicht nicht mehr aus: Die Explosion der Kosten wird unweigerlich zu Preisanpassungen führen. Für viele Sektoren besteht die Gefahr des Verlustes von Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteilen. Es braucht Steuersenkungen und europäische Lösungen für Energie und strategisch relevante Produktionen.“

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