Chamber of Commerce of Bolzano
Wirtschaftsbarometer Bauwirtschaft

Wirtschaftsbarometer Bauwirtschaft

Ungewissheit hemmt Investitionen und Beschäftigung

Data: 
Tuesday, 03 May 2022
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Das Geschäftsklima im Baugewerbe ist von großer Ungewissheit geprägt. Dies ergibt sich aus der Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO − Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Engpässe bei der Materialbeschaffung und die Angst vor einer Konjunkturabschwächung bremsen Investitionen und Neueinstellungen. Besonders verhalten sind die Erwartungen im Tiefbau, wo mehr als ein Fünftel der Unternehmen schon vor dem Krieg in der Ukraine mit einer unbefriedigenden Rentabilität im Jahr 2022 rechnete.

Das Südtiroler Baugewerbe konnte im vergangenen Jahr auf eine starke Nachfrage zählen, auch dank der steuerlichen Anreize des Staates. Im Tief- und Hochbau lag die Kapazitätsauslastung bei über 90 Prozent und bei etwa vier von zehn Unternehmen ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dies ist zum Teil auch auf Preiserhöhungen zurückzuführen, die notwendig waren, um den starken Kostenanstieg auszugleichen. Das Problem der steigenden Rohstoffpreise hat sich im Laufe des Jahres verschärft und es kam zu Verzögerungen bei den Bauarbeiten aufgrund der mangelnden Materialverfügbarkeit. 82 Prozent der Unternehmen erzielten 2021 dennoch eine zufriedenstellende Rentabilität.

Was das Jahr 2022 betrifft, so waren die Aussichten bereits zum Zeitpunkt der Umfrage im Februar durch große Ungewissheit gekennzeichnet. Dies aufgrund des anhaltenden Ungleichgewichtes zwischen Angebot und Nachfrage nach Materialien, das den Aufschwung nach der Corona-Krise geprägt hat. Die Unternehmer/innen im Bausektor befürchteten auch eine allgemeine Abschwächung der Nachfrage in Zusammenhang mit der Verschlechterung der Konjunkturlage und den vom Kostenanstieg verursachten Preiserhöhungen. Dennoch meinten 89 Prozent der Unternehmen, dass die Ertragslage im laufenden Jahr noch zufriedenstellend sein würde. Der anschließende Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine verschlechterte dann die Situation erheblich.

Diese Ungewissheit beeinträchtigt auch die Investitionstätigkeit im Bausektor, die heuer nach Angaben der Unternehmen nicht zunehmen und sogar zurückgehen könnte. Ähnliches gilt für die Beschäftigung: Nach einem Anstieg im Jahr 2021 war die Zahl der Arbeitnehmer/innen im Baugewerbe zwischen Jänner und März 2022 im Durchschnitt um 1,5 Prozent niedriger als im gleichen Quartal des vergangenen Jahres.

Betrachtet man die einzelnen Branchen des Baugewerbes, so sind die Erwartungen für 2022 insbesondere im Tiefbau verhalten, wo bereits vor dem Kriegsausbruch über ein Fünftel der Unternehmen mit einer unbefriedigenden Rentabilität rechnete. Im Hochbau und im Baunebengewerbe ist das Geschäftsklima dagegen besser.

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, erklärt: „Für die Bauwirtschaft spielen öffentliche Aufträge eine wichtige Rolle, da sie in Zeiten hoher Unsicherheit zur Marktstabilisierung beitragen. Wir müssen die Chancen des Nationalen Aufbau- und Resilienzplans optimal nutzen und Arbeit für Südtiroler Unternehmen schaffen.“

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it oder Nicola Riz, Tel. 0471 945 721, E-Mail: nicola.riz@handelskammer.bz.it

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Michael Auer, Präsident des Baukollegiums
„Unsere Unternehmen waren sehr zuversichtlich, dann explodierten die Rohstoffpreise
– Stahl, Eisen, Aluminium, Bitumen, Holz, Zement – alles Materialien, die auf der Baustelle täglich zum Einsatz kommen. Zentrales Problem ist die Abfederung der Preissteigerungen. Hier braucht es dringend einen funktionierenden Ausgleichsmechanismus, damit das alleinige Risiko nicht nur bei den Unternehmen liegt.“

Markus Bernard, Obmann der Baugruppe im lvh
„Ich kann die Unsicherheiten im Bausektor nur bestätigen. Die Situation in Hinblick auf Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie bei Energie und Treibstoffen ist nach wie vor schwierig. Ich hoffe, dass sich die Lage am Materialmarkt sprich Produktions- und Lieferketten und vor allem auch die Preise wieder einigermaßen einpendeln werden.“

Rodolfo Gabrieli, Präsident CNA-SHV Bauwesen
„Neben der Bewältigung der hohen Preise müssen sich die KMU des Bausektors auch mit den ständigen Anpassungen der Regeln für den 110-Prozent-Superbonus auseinandersetzen. Diese Maßnahme hätte das Potenzial, den gesamten Bausektor und dessen Lieferketten anzukurbeln, ihre Wirkung könnte aber aufgrund der Unsicherheiten des Gesetzgebers und der oft widersprüchlichen und übermäßig komplizierten Maßnahmen beeinträchtigt werden.“

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