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Wirtschaftsbarometer Herbst 2025
Die Herbstumfrage des Wirtschaftsbarometers zeigt ein Umsatz- und Investitionswachstum, das sich allerdings auf größere Unternehmen beschränkt. Die Einschätzung der Ertragslage ist in rund 90 Prozent der Fälle positiv, auch weil die Betriebskosten heuer eher moderat gewachsen sind. Unternehmerinnen und Unternehmer erwarten für die kommenden Monate keine wesentlichen Veränderungen der Konjunkturlage. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen prognostiziert für 2025 und 2026 ein Wachstum des Südtiroler BIP um jeweils 0,9 Prozent.
Südtiroler Wirtschaft: Wachstum vor allem von größeren Unternehmen getragen
Die Konjunkturentwicklung in Südtirol leidet weiterhin unter der Schwäche der wichtigsten Handelspartner, insbesondere Deutschlands und Österreichs, sowie unter der Ungewissheit aufgrund der internationalen geopolitischen Spannungen. Das Umsatzwachstum wird im Wesentlichen von den größeren Unternehmen getragen, während die kleineren einen Rückgang des Geschäftsvolumens verzeichnen. Der positiven Entwicklung bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften, im Großhandel, im Dienstleistungssektor und im Transportwesen steht ein Umsatzrückgang im Baugewerbe gegenüber. Im Verarbeitenden Gewerbe stagnieren die Verkaufszahlen, was hauptsächlich auf die schwache Nachfrage auf dem italienischen Markt zurückzuführen ist. Die Ertragslage wird aber von etwa neun von zehn Südtiroler Unternehmen weiterhin als befriedigend bewertet, auch dank des allmählichen Rückgangs der Energiepreise. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin positiv: In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 waren in Südtirol durchschnittlich über 235.400 Arbeitnehmer/innen beschäftigt, was einem Anstieg von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Laut den befragten Unternehmerinnen und Unternehmern wird das Umsatzwachstum auch 2026 vor allem auf große Unternehmen zurückzuführen sein und die weiterhin hohe Ungewissheit wird voraussichtlich die Erholung der Investitionen bremsen. Rund neun von zehn Unternehmen werden jedoch eine angemessene Rentabilität aufrechterhalten können, auch dank steigender Verkaufspreise. Optimistisch sind vor allem der Transportsektor, das Gastgewerbe und der Großhandel, wo fast alle Unternehmen ein zumindest befriedigendes – und in rund einem Drittel der Fälle sogar ein richtig „gutes“ – Geschäftsergebnis erwarten.

Internationale Wirtschaft: 2025 besser als erwartet, Ungewissheit für 2026
Das internationale Szenario wird weiterhin von geopolitischen Spannungen, insbesondere zwischen den Vereinigten Staaten und China, sowie von den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten geprägt. Im Laufe des Jahres hat der Dollar gegenüber den anderen wichtigen Währungen erheblich an Wert verloren, während die Ölpreise aufgrund der von den OPEC-Ländern angekündigten Produktionssteigerungen gesunken sind. Die jüngsten Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen ein Wachstum der Weltwirtschaft über den Erwartungen in der ersten Jahreshälfte 2025. Dies ist hauptsächlich auf die massive Aufstockung der Lagerbestände in den Vereinigten Staaten vor Inkrafttreten der Zölle zurückzuführen. Obwohl die Aussichten weiterhin sehr ungewiss sind, dürfte das US-BIP sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr eine Wachstumsrate von rund zwei Prozent beibehalten. Auch die Wachstumsprognosen für die Eurozone wurden in den letzten Monaten leicht nach oben korrigiert: Für 2025 wird ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent erwartet, für 2026 von 1,1 Prozent. Es bestehen allerdings weiterhin erhebliche Schwachstellen. Zu den Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft, die heuer voraussichtlich nur um 0,3 Prozent wachsen wird, kommt die zunehmende politische Instabilität in Frankreich hinzu, aufgrund der Notwendigkeit, die öffentlichen Ausgaben zu kürzen, um die Staatsverschuldung einzudämmen.
Moderates Wachstum der italienischen Wirtschaft
Die italienische Wirtschaft profitiert heuer vom Rückgang der Energiepreise, einer niedrigeren Inflation als im europäischen Durchschnitt und dem erneuten Anstieg der Beschäftigung. Die Investitionen werden weiterhin durch die Umsetzung des Nationalen Plans für Aufbau und Resilienz (PNRR) angekurbelt. Trotz des Rückgangs des BIP um 0,1 Prozent im zweiten Quartal dürfte das Wachstum im Gesamtjahr 2025 bei einem halben Prozentpunkt liegen und 2026 leicht anziehen. Was die Verschuldung betrifft, so strebt die Regierung an, im nächsten Jahr aus dem EU-Verfahren wegen übermäßigem Defizit herauszukommen, während die Zinsausgaben von den verbesserten Bonitätsbewertungen der wichtigsten Ratingagenturen profitieren dürften.
Südtirols BIP wird voraussichtlich auch 2026 um 0,9 Prozent wachsen
Im Jahr 2025 litt die Südtiroler Wirtschaft weiterhin unter der Schwäche der deutschen und österreichischen Wirtschaft. Die positive Entwicklung der Exporte wurde durch den Lageraufbau in den Vereinigten Staaten und durch Aufträge einzelner Großunternehmen beeinflusst, ansonsten würden die Ausfuhren stagnieren. Die hohe Ungewissheit hinsichtlich der Nachfrageentwicklung bremst weiterhin die Investitionen. Die Beschäftigung und der Tourismus zeigen aber eine moderate Expansion. Das WIFO erwartet für 2025 und 2026 ein Wachstum des Südtiroler BIP um jeweils 0,9 Prozent.
Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, äußert sich optimistisch: „Trotz der großen Ungewissheit hinsichtlich der Zukunft, herrscht in den meisten Unternehmen eine tendenziell positive Stimmung. Vor allem kleine Unternehmen müssen weiterhin in ihrem Wachstum unterstützt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit unserer Wirtschaft zu steigern und Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern.“






