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Profanter Natur-Backstube

Profanter Natur-Backstube

Anstecken, fahren, sparen

Die Hälfte aller Emissionen aus dem Straßenverkehr stammt von Unternehmensflotten. Warum diese nicht auf E-Mobilität umgestellt werden, fragt sich auch Benjamin Profanter von der Profanter Natur-Backstube in Brixen, der in seinem Betrieb konsequent auf batteriebetriebene Fahrzeuge setzt.

Herr Profanter, Ihr Betrieb ist ein Biobetrieb, also schon von Natur aus der Nachhaltigkeit gegenüber aufgeschlossen. Wann ist bei Ihnen die Mobilität in den Fokus gerückt?
Benjamin Profanter: Wir haben schon vor 30 Jahren unser Mobilitätsverhalten unter die Lupe genommen, unsere Touren optimiert und reduziert, und 1990 hat mein Vater einen ersten Lieferwagen mit Elektroantrieb angeschafft. Der hatte die Ladefläche mit Lkw-Batterien vollgepackt und eine Reichweite von 30 bis 40 Kilometern. Für die Lieferungen in der Stadt hat’s gereicht – meistens jedenfalls. (lacht)

Klingt nach einem holprigen Start. Wann wurde die Umstellung der Fahrzeugflotte konkret angegangen?
Seit 2018 bauen wir unsere Fahrzeugflotte konsequent um. Heute haben wir acht E-Fahrzeuge im Einsatz: Lieferwagen, Transportscooter und die Autos von Familie und Mitarbeitern. Die Lieferfahrzeuge legen im Schnitt 30 bis 60 Kilometer pro Tag zurück, geladen werden sie mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage.

Ihr System ist also ein autarkes und nachhaltiges. Wie wirkt es sich aber wirtschaftlich aus?
Auf der Investitionsseite müssen wir uns die Anschaffung der Photovoltaikanlage und der Fahrzeuge anschauen. Unsere PV-Anlage sollte sich in zehn Jahren amortisieren, heute lohnt sie sich nach vier Jahren – gerade weil wir uns viel teuren Treibstoff ersparen. Bei den Fahrzeugen kann man festhalten, dass Elektro-Pkws nur geringfügig mehr kosten als vergleichbare Verbrenner. Bei Lieferwagen ist der Preisunterschied teils noch erheblich, weil die Fahrzeughersteller ihren Fokus aktuell auf den Verkauf von Pkws legen.

Von diesen Mehrkosten sollten sich Unternehmer aber nicht abschrecken lassen?
Keinesfalls! Ich kann nur sagen, dass unsere wirtschaftlichen Vorteile unmittelbar spürbar waren. Früher haben wir rund 70 Prozent der Treibstoff-Kosten eingespart und selbst bei den aktuellen Strompreisen liegt das Einsparungspotential noch bei rund einem Drittel. Dazu kommt, dass man fünf Jahre lang die Kfz-Steuer spart. Und was oft vergessen wird: E-Fahrzeuge verursachen kaum Wartungskosten. Sie haben einen unverwüstlichen Elektromotor, keine Kupplung, kein Getriebe, keine Abgasreinigung – da geht einfach nichts kaputt. Und wird ein E-Fahrzeug ausrangiert, kann man die Autobatterie als stationäre Speicherbatterie entweder selbst nutzen oder gewinnbringend verkaufen.

Wie haben Ihre Kunden auf die Umstellung reagiert?
Anfangs wurden wir noch als Spinner belächelt und mussten viele Diskussionen führen: über die Herkunft der Rohstoffe, die Entsorgung der Batterien. Das liegt aber auch an den Halbwahrheiten und gezielten Lügen, die über die E-Mobilität gestreut werden. In jedem Fall waren die ökologischen und finanziellen Vorteile größer als jene auf der Imageseite.

Und Herausforderungen? Was galt es bei der Umstellung der Flotte zu bewältigen?
Anfangs haben wir uns die Umstellung komplizierter vorgestellt, weil wir dachten, wir bräuchten Schnellladesäulen. Wir haben dann aber gesehen, dass eine Ladung mit 6 oder 11 Kilowatt unsere Anforderung mehr als erfüllt. In der Regel reichen ein normaler Haushaltsanschluss und eine Lademöglichkeit mit einer 220V-Schuko-Steckdose sogar aus.

Wie schaut’s unterwegs aus?
Das Netz der Ladesäulen wird auch in Südtirol immer dichter, man braucht also keine Reichweitenangst zu haben. Ich bin überzeugt, dass die vorhandenen Ladesäulen den Bedarf von Privaten und Firmen decken würden. Es gibt also keinen Grund, die Flotte nicht auf E-Fahrzeuge umzustellen, wo dies mit den verfügbaren Modellen möglich ist. Das gilt für Unternehmen genauso wie für Private.

…von denen wohl auch die meisten den benötigten Strom selber erzeugen könnten.
Man braucht nur auf die Dächer zu schauen um zu sehen, dass es noch sehr viel Platz für Photovoltaikanlagen gäbe. Eigentlich unglaublich, dass nicht mehr Firmen dieses enorme Einsparungspotential nutzen. Aber selbst wenn man den Strom nicht selbst produziert, sind die Vorteile groß. Alles, was man braucht, ist ein Parkplatz, den man mit Strom versorgen kann. Mehr nicht.

Info

Benjamin Profanter

Benjamin Profanter, Jahrgang 1983, ist Geschäftsführer der Profanter Natur-Backstube, der ersten reinen Bio-Bäckerei Südtirols. Er ist Bäckermeister und der einzige staatlich geprüfte Brot-Sommelier Südtirols. Zudem hat er nach der Matura an der Handelsoberschule in Brixen eine mehrjährige Ausbildung zum Lebensmitteltechniker und einen Studienlehrgang für Management und Unternehmensführung für KMU besucht. Profanter engagiert sich ehrenamtlich als Gruppenkommandant und Ausschussmitglied der Feuerwehr Milland, ist Präsident von Milland. Aktiv, dem Trägerverein des Millander Dorffestes, und Mitglied des Organisationskomitees des Brixner Altstadtfestes.

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