Handelskammer Bozen
Weinglaeser

Südtirols Weinproduzenten

Zwischen Stabilität und neuen Herausforderungen

Data: 
Freitag, 24. Oktober 2025
Uhrzeit: 

Der Wein zählt zu den Aushängeschildern der Südtiroler Qualitätsprodukte. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat im Sommer 2025 die 19 größten Südtiroler Weinproduzenten befragt. Diese füllen über 80 Prozent des Südtiroler Weines ab. Die Analyse zeigt, wie sich die Weinproduzenten zwischen stabiler Entwicklung und den neuen Herausforderungen der Branche behaupten.

Die Rebfläche ist seit 2018 leicht gewachsen und umfasst derzeit 5.833 Hektar. Besonders deutlich ist der Wandel in der Sortenstruktur: Der Anteil der Weißweinsorten liegt nun bei über zwei Drittel, was einen klaren Beleg für die zunehmende Positionierung Südtirols als Weißweinregion darstellt. Sorten wie Sauvignon, Gewürztraminer und Chardonnay haben an Bedeutung gewonnen, während insbesondere der Vernatsch weiterhin rückläufig ist. Auch die biologische Anbaufläche wurde stark ausgeweitet (+45,8 Prozent).

Die 19 größten Produzenten - darunter Genossenschaften und private Betriebe - verkauften im Jahr 2024 rund 33 Millionen 0,75-Liter-Weinflaschen, davon 70 Prozent Weißweine. Insgesamt ist die Verkaufsmenge seit 2018 leicht rückläufig. 

Die Struktur der Absatzmärkte hat sich kaum verändert. Die wichtigsten Märkte sind dabei nach wie vor Südtirol (27,4 Prozent) und das restliche italienische Staatsgebiet (39,0 Prozent), gefolgt von Deutschland (9,1 Prozent) und den USA (8,3 Prozent). Mehr als die Hälfte aller Flaschen wurde an Hotels, Restaurants und Cafés (HORECA) verkauft. Dieser Kanal hat als einziger in den letzten sechs Jahren an Bedeutung gewonnen (von 49,3 auf 55,4 Prozent). Der Verkauf über spezialisierte Weinhandlungen, den Einzelhandel und den Online-Handel ist hingegen leicht rückläufig.

Wie bereits im Jahr 2018 sehen fast alle Großproduzenten nachhaltige Produktion und Lagenweine als die wichtigsten Zukunftsthemen. Als neuen Trend und klaren Mehrwert für die Marktpositionierung betrachten die Produzenten die Lagenbezeichnung auf dem Etikett der Weinflasche. Digitale Etiketten (z. B. QR-Codes) werden wie schon vor sechs Jahren von knapp 60 Prozent der Befragten als wichtiges Thema eingeschätzt. Cuvées, biologische Produktion und PIWI-Sorten (das sind pilzresistente Sorten), haben hingegen an Relevanz verloren. 

Die Produzenten erwarten sich gezielte Maßnahmen und Begleitung in den Bereichen Exportförderung, Weinrecht und Werbetätigkeiten. Häufig gewünscht wird zudem Unterstützung zu den Themen Nachhaltigkeit, Markenentwicklung und Storytelling. Als zentrale Maßnahmen werden dabei Veranstaltungen in internationalen Märkten, intensivere Pressearbeit, engere Kooperationen mit dem Tourismus und die Förderung von Weinveranstaltungen in Südtirol genannt. 

„Südtirols Weinwirtschaft zeigt eine bemerkenswerte Stabilität. Für die Zukunft wird es jedoch entscheidend sein, das Potenzial der internationalen Märkte gezielter zu nutzen und sich dort stärker zu positionieren“, erklärt Handelskammerpräsident Michl Ebner.

Der WIFO-Kurzbericht 1.25 „Südtirols große Weinproduzenten 2018-2024: Zwischen Stabilität und neuen Herausforderungen“ steht auf der Website zum Download bereit.

Kontakt

WIFO - Institut für Wirtschaftsforschung

0471 945 708