Handelskammer Bozen
Verena Mulser

Verena Mulser

Eine bewusste Lebensentscheidung
Datum:  November 2021

Ein Leben inmitten der Natur, die gemeinsame Arbeit mit der Familie und nicht zuletzt die Möglichkeit, sich als Mutter die Zeit mit den Kindern gut einteilen zu können, bestätigt Verena Mulser immer wieder aufs Neue in ihrer Entscheidung, als Bäuerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Ein wunderschönes Fleckchen Erde Ihr Oberzerod-Hof – Ihr Heimathaus oder das Ihres Mannes?
Auf dem Papier gehört der Hof mir. Ich habe den Erbhof, der seit über 300 Jahren in Familienbesitz ist, vor vier Jahren von meinem Vater übernommen. Wobei ich es aber schlussendlich meinem Mann zu verdanken habe, dass ich Bäuerin geworden bin. Meine Eltern haben mir und meinen fünf Schwestern die Berufswahl stets frei gelassen und uns nie gedrängt, in ihre Fußstapfen zu treten.

Also war Bäuerin kein Berufswunsch von Kindesbeinen auf?
Nein, nicht wirklich. Ich habe zunächst in Meran die Ausbildung zur Kosmetikerin und Masseurin gemacht. Mein Mann hingegen, der seinerseits auch von einem Bauernhof in Kastelruth stammt, wollte schon immer Bauer werden. Mit der Geburt unserer Kinder habe ich mich dann mit dem Gedanken angefreundet und meine Überzeugung geändert, hauptsächlich wohl, weil sich das Leben und Arbeiten auf dem Hof einfach gut mit der Mutterrolle verbinden lässt.

Hat sich das Berufsbild der Bäuerin verändert?
Heutzutage spielt sich das Leben auf dem Hof anders ab als früher. Heute sprechen wir mehr von einem Miteinander, viele Arbeiten werden gemeinsam verrichtet. Auch wenn größtenteils immer noch Männer den Familienhof übernehmen, sind Frauen sehr wohl auf dem Vormarsch. Bei der Landwirtschaft handelt es sich ja nicht nur mehr um rein körperliche, harte Arbeit, die eine Frau vermeintlich nicht selbst schaffen kann, mittlerweile werden viel mehr Maschinen eingesetzt. Dafür hat die Zettelwirtschaft zugenommen.

Aber eben auch ein Berufsbild mit Vorteilen, oder?
Was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft, ist es super. Ich kann mir einen Job mit fixen Arbeitszeiten „von bis“ gar nicht mehr vorstellen. Selbstverständlich gibt es zeitliche Vorgaben für die Erledigung gewisser Tätigkeiten, vor allem wenn es um die Tiere geht, ansonsten kann man sich das Ganze relativ flexibel einteilen. Eine bewusste und gute Lebensentscheidung!

Der Oberzerod-Hof in Seis am Schlern.

Wie sehen Sie den Stellenwert der Landwirtschaft in Südtirol ganz allgemein?
Das Feedback, das wir bekommen, ist ganz unterschiedlich. In unserem näheren Umfeld gibt es viele, die selbst in der Landwirtschaft tätig sind und somit ziehen wir alle am selben Strang. Aber logisch treffen wir auch immer wieder auf kritische Stimmen in Bezug auf Themen rund um die Landwirtschaft und auf Menschen, die der Landwirtschaft eine geringe Wertschätzung entgegenbringen. Dabei hat gerade die Corona-Krise uns ja gezeigt, dass alles irgendwie zusammenhängt und einen Kreislauf bildet, die Wirtschaft, der Tourismus, die Landwirtschaft…"

Sie sind Ortsbäuerin von Kastelruth, was reizt Sie an diesem Engagement?
Während meiner Ausbildung zur Bäuerin hat mich der Enthusiasmus der damaligen Landessekretärin für die Südtiroler Bäuerinnenorganisation so mitgerissen, dass ich mich im Herbst 2018 bei den Neuwahlen bereit erklärt habe, aktiv in der Ortsgruppe mitzuarbeiten - eine interessante ehrenamtliche Tätigkeit mit vielen Anregungen.

Und wie sehen Ihre Zukunftspläne als Jungbäuerin aus?
Wir haben mit dem Umbau des Hofes tatsächlich so einiges vor in nächster Zukunft, wir sanieren das Wohnhaus und bauen gleichzeitig Ferienwohnungen. Anfänglich habe ich noch ein wenig gehadert mit der Idee, schließlich lässt man ja die Gäste sehr nahe ans

Familienleben ran. Jetzt freue ich mich aber auf die neue Herausforderung!
Verena Mulser, Jahrgang 1991, Mutter von zwei Söhnen (10 und 7 Jahre alt) führt zusammen mit ihrem Mann Thomas und ihren Eltern den Oberzerod-Hof in Seis am Schlern. Ursprünglich gelernte Kosmetikerin und Masseurin ist die Jungbäuerin mittlerweile überzeugt, dass das Leben auf dem Hof ihre wahre Erfüllung ist. Sie hat im Jahr 2016/17 berufsbegleitend die Bäuerinnenausbildung an der Landwirtschaftsschule in Dietenheim besucht.

Info

Verena Mulser, Jahrgang 1991, Mutter von zwei Söhnen (10 und 7 Jahre alt) führt zusammen mit ihrem Mann Thomas und ihren Eltern den Oberzerod-Hof in Seis am Schlern. Ursprünglich gelernte Kosmetikerin und Masseurin ist die Jungbäuerin mittlerweile überzeugt, dass das Leben auf dem Hof ihre wahre Erfüllung ist. Sie hat im Jahr 2016/17 berufsbegleitend die Bäuerinnenausbildung an der Landwirtschaftsschule in Dietenheim besucht.

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