Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Südtiroler Wirtschaftszeitung

Die SWZ wird hundert

Die Südtiroler Wirtschaftszeitung, kurz SWZ, wird 2019 hundert Jahre alt. Es ist ein Alter, das ihr kaum jemand zutraut. Wie sie so alt werden konnte. Und wer die Eigentümer sind.

Der Erste Weltkrieg war erst seit einem Jahr zu Ende, Südtirols Einverleibung in das Königreich Italien längst nicht verdaut, die wirtschaftliche Situation kritisch, als einige Wirtschaftstreibende 1919 beschlossen, eine Wirtschaftszeitung ins Leben zu rufen. Sie sollte einerseits nützliche Fachinformation für die Unternehmen liefern, andererseits Sprachrohr sein für deren Anliegen. Ein „kaufmännisches Fachblatt“ in deutscher Sprache in diesem italienischen Staat werde „von der Mehrzahl der deutschen Geschäftsleute Südtirols freudig begrüßt“, hieß es am 20. Dezember 1919 in der ersten Ausgabe. Herausgeben wurde die Wochenzeitung vom Verlag „Leopold Nemec & Co.“ in Brixen.

Während des Faschismus verboten

Die Wochenzeitung bewährte sich, bis sie im Herbst 1935 von den Faschisten behördlich verboten wurde. Die fadenscheinige Begründung von Präfekt Giuseppe Mastromattei: Man müsse wegen des Äthiopienkrieges Papier sparen.

Aber gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der faschistischen Schreckensherrschaft nahm der frühere Schriftleiter Luis Santifaller die Arbeit wieder auf, als Chefredakteur und Herausgeber in Personalunion. Die Zeitung hieß nun nicht mehr „Industrie- und Handels-Zeitung“, wie von 1919 bis 1935, sondern „Südtiroler Wirtschaftszeitung. Als Santifaller 1961 in den Ruhestand trat, wurde die Herausgeberschaft an den neu gegründeten „Neuer Südtiroler Wirtschaftsverlag“ übertragen, mit Wirtschaftstreibenden aus allen Landesteilen als Gesellschafter.

Dabei ist es bis in die Gegenwart geblieben: Der Verlag zählt heute 103 Gesellschafter, zum Teil Unternehmen, zum Teil Privatpersonen, womit das Eigentum breit gestreut ist. Die größten Teilhaber sind Eccel Decorona (6,14 Prozent), Oberrauch Zitt (4,56 Prozent), die IFI Group von Verlagspräsident Franz Staffler (3,90 Prozent) und die Sportler-Gruppe (3,51 Prozent). Keine Rolle spielen die Wirtschaftsverbände, obwohl dies manchmal vermutet wird.

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Geschätzt für ihre Unabhängigkeit

Das Fehlen eines bestimmenden Gesellschafters und stattdessen die breite Streuung der Gesellschaftsanteile verleihen der SWZ jene Unabhängigkeit, welche die Abonnenten an ihr schätzen. Erstens die redaktionelle Unabhängigkeit, zweitens die finanzielle Unabhängigkeit, indem die erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen bleiben, da die vielen Kleingesellschafter kein Interesse an einer anteilsmäßigen Ausschüttung haben. Dies hat es dem Verlag in den vergangenen Jahren ermöglicht, den heutigen Sitz im Kampill Center in Bozen zu erwerben und ein finanzielles Polster zu erwirtschaften. Christian Pfeifer, Chefredakteur und verantwortlicher Direktor, ergänzt: „Die SWZ finanziert sich zu hundert Prozent aus den Erlösen aus Abonnement- und Inseratenverkauf. Hingegen kommt die SWZ gänzlich ohne Beiträge von Staat oder Land aus. Auch das macht uns unabhängig.“ Man fühle sich allein den Leser/innen und Kund/innen verpflichtet und sei stolz darauf, eine hohe Dichte an Leistungsträgern und Meinungsführern in der Leserschaft zu haben.

Faire, verlässliche und seriöse Berichterstattung

Südtirol hat sich in den vergangenen 100 Jahren stark verändert, aber die damals gewollte Wirtschaftszeitung ist geblieben – mittlerweile gibt es sie auch in einer Online- und einer App-Version. Die SWZ sieht nach wie vor ihren Auftrag darin, über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen kritisch, aber fair zu berichten – beseelt von marktwirtschaftlichem, demokratischem und pluralistischem Gedankengut. Pfeifer: „Wir wollen informieren und gleichzeitig unterhalten. Und wir wollen in der modernen Informationsflut ein vertrauenswürdiger, verlässlicher und seriöser Anker sein, anstatt mit sensationsheischendem Journalismus Aufmerksamkeit zu generieren.“

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