Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Energiekosten durch EPC-Verträge senken

Energy performance contract

In diesem Jahrzehnt stehen für die Unternehmen starke Investitionen in die Energieeffizienz und in erneuerbare Energien an. Ziel ist dabei zum einen die Dekarbonisierung, zum anderen die Senkung der Stromkosten, manchmal leider auch das Überleben des Betriebes.

Um zu verstehen, welche Energieeffizienzmaßnahmen überhaupt für ihren Betrieb in Frage kommen, stehen den Unternehmen verschiedene Mittel zur Verfügung:

  • die Ernennung eines Energiemanagers (eine betriebsinterne Führungskraft bei mittelgroßen Unternehmen bzw. ein externer Berater für kleine und mittelständische Unternehmen);
  • ein System zur Überwachung der wichtigsten Indikatoren der Gesamtenergieeffizienz und zur Optimierung des Verbrauchs, des Einkaufs und der Produktion von Energie;
  • ein Energieaudit, um sich ein Bild vom Energieverbrauch zu machen und eine Matrix möglicher Maßnahmen zu erstellen;
  • ein Energiemanagementsystem, um eine mittel- bis langfristige Strategie für die Energieverwaltung auszuarbeiten und somit die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

Allerdings genügt es nicht, die optimale Lösung für eine Steigerung der Energieeffizienz zu ermitteln. Es braucht auch die richtigen Kompetenzen, um die entsprechenden Technologien zu implementieren und zu verwalten und die erhoffte Effizienz zu erzielen, sowie die notwendigen finanziellen Ressourcen, um die erforderlichen Investitionen zu tätigen. Die gute Nachricht ist, dass im Laufe der Zeit Geschäftsmodelle entwickelt wurden, mit denen diese Hürden überwunden werden können. Im Wesentlichen geht es bei diesen Modellen um den Verkauf eines Energiedienstes, der auch die Instandhaltung und Verwaltung der Anlagen umfasst und in der Regel eine Garantie für die versprochenen Leistungen vorsieht. Die Lieferanten dieser Dienste sind auch ESCO (energy service company - Energiedienstleistungsunternehmen) genannt und werden in Italien laut der Norm UNI CEI 11352 zertifiziert.

Das gängigste Modell ist der EPC-Vertrag (energy performance contract) bzw. das Energiespar-Contracting. Laut gesetzesvertretendem Dekret 102/2014 ist ein EPC-Vertrag eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Empfänger oder dem Subjekt, das die rechtsgeschäftliche Befugnis für den Empfänger innehat, und dem Lieferanten, welche Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung zum Gegenstand hat. Diese Maßnahmen werden während der gesamten Vertragszeit geprüft und überwacht und die getätigten Investitionen (Arbeiten, Lieferungen oder Dienste) je nach vertraglich vereinbarter Stufe der Energieeffizienzsteigerung oder anderen Energieeffizienzkriterien bezahlt.

Im Anhang 8 des genannten Dekretes sind die wesentlichen Elemente angeführt, die jeder EPC-Vertrag enthalten muss:

  • eine deutliche und transparente Auflistung der anzuwendenden Energieeffizienzmaßnahmen bzw. der Ergebnisse, die in Bezug auf die Effizienz zu erzielen sind;
  • die garantierten Einsparungen, die durch die vertraglich festgelegten Maßnahmen erzielt werden müssen;
  • die Dauer und die wesentlichen Vertragsaspekte, die Modalitäten und die geplanten Fristen;
  • eine deutliche und transparente Auflistung der Pflichten beider Vertragsparteien;
  • das Datum oder die Stichtage für die Bestimmung der konkret erzielten Einsparungen;
  • eine deutliche und transparente Auflistung der Phasen für die Umsetzung einer Maßnahme oder eines Maßnahmenpakets und gegebenenfalls der entsprechenden Kosten;
  • die Pflicht, die vom Vertrag vorgesehenen Maßnahmen vollständig umzusetzen und alle im Laufe des Projekts vorgenommenen Änderungen zu dokumentieren;
  • Bestimmungen, welche die Vergabe der Leistungen an Dritte und die Voraussetzungen, die diese erfüllen müssen, regeln;
  • eine deutliche und transparente Angabe der finanziellen Aspekte des Projektes und des Anteils der Beteiligung der beiden Vertragsparteien an den erzielten finanziellen Einsparungen (z.B. Vergütung der Dienstleister);
  • deutliche und transparente Bestimmungen für die Bemessung und die Überprüfung der erzielten garantierten Einsparungen, Qualitätskontrollen und Garantien;
  • Bestimmungen, wie mit Änderungen an den Rahmenbedingungen, die sich auf den Inhalt und die Ergebnisse des Vertrages auswirken (beispielsweise bei Änderung der Energiepreise oder der Nutzung einer Anlage), zu verfahren ist;
  • Detaillierte Informationen über die Pflichten der Vertragsparteien und die Strafen bei Nichterfüllung.

Es liegt also auf der Hand, dass reine Ermäßigungen der bisher getätigten Energiepreise – die Grundlage der Energiedienstleistungsverträge – nicht ausreichen, um von EPC sprechen zu können. Vielmehr müssen genauestens die Energieeinsparungen identifiziert werden, an die dann die eigentliche Dienstgebühr gekoppelt ist. Das bedeutet: Vor Beginn der Arbeiten muss der Verbrauch bekannt sein, um überhaupt ein Bezugselement zu haben. Zudem müssen die Faktoren zur Anpassung an die jährlichen Änderungen in der Gebäudenutzung und des Klimas ermittelt und der Verbrauch nach Durchführung der erforderlichen Arbeiten gemessen werden. Schließlich ist noch eine Formel zu erstellen, mit der die Energieeinsparungen an die Dienstgebühr gekoppelt werden. Denn werden die garantierten Leistungen nicht erreicht, sinken auch die Gebühren. Ebenso ist die Aufteilung etwaiger Verbesserungen zu vereinbaren. Für die Bewertung der Energieeinsparungen – ein eher komplexes Thema – kann auf das IPMVP-Protokoll Bezug genommen werden, das FIRE auf Italienisch erstellt hat.

Das Interessante an den EPC-Verträgen ist sicherlich die Möglichkeit, dem Endkunden (sei dieser nun eine öffentliche Verwaltung, ein Unternehmen oder ein Mehrfamilienhaus) Energieeinsparungen zu garantieren und den Zugang zu Drittfinanzierungen (bei Banken oder ESCO, je nach spezifischem Fall) zu erleichtern sowie die Arbeiten durch die dank der energetischen Sanierung erzielten wirtschaftlichen Vorteile zu decken. Klarerweise sind EPC-Verträge nur auf Technologien anwendbar, für die auch Daten für die Erstellung eines Protokolls für eine zuverlässige und geteilte Messung und Überprüfung der Leistungen zur Verfügung stehen.

Verträge dieser Art kommen seit Jahrzehnten in den verschiedensten Bereichen zum Einsatz (Straßenbeleuchtung, Innenbeleuchtungen, Wärmekraftkopplung und erneuerbare Quellen, Sanierung von Heizanlagen und Industrieprozessen, usw.). Ihre Dauer beträgt gewöhnlich 5-10 Jahre, in manchen Fällen auch über 15 Jahre. Im öffentlichen Bereich werden diese Dienste über verschiedene Zuschlagsverfahren vergeben, die von der Direktvergabe bis zur öffentlich-privaten Partnerschaft reichen. Klarerweise kann der Vertrag auch an die Bedürfnisse des betroffenen Unternehmens angepasst werden, manchmal auch mit Einsatz anderer, geeigneterer Vertragsformen, die kein EPC sind.

Autor

Dario Di Santo, FIRE

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