Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Gfrillerhof

Der Tradition verpflichtet

Das Gelände ist steil, die Arbeit beschwerlich. Trotz der schwierigen Bedingungen ist der Gfrillerhof oberhalb von Kollmann seit 235 Jahren in Familienbesitz. Landwirt Bernhard Bauer über die Lust und Last den Erbhof erfolgreich weiterzuführen.

Jedes Jahr prämiert die Handelskammer Bozen heimische Betriebe mit einer mehr als 50-jährigen Tätigkeit. Dieses Jahr waren es 16 an der Zahl und erstmals wurde auch ein landwirtschaftlicher Betrieb ausgezeichnet. Es handelt sich um den Gfrillerhof in der Gemeinde Barbian. Geführt wird der Gfrillerhof vom 49-jährigen Bernhard Bauer. Wie er trotz schwieriger Lage und gesundheitlicher Rückschläge das Erbe weiterführt, erzählt der Landwirt im Gespräch.

Herr Bauer, Sie führen den Gfrillerhof seit 2009. Stand immer fest, dass Sie den Hof übernehmen?
Bernhard Bauer: Ich war der älteste unser vier Geschwister und war eigentlich immer auf dem Hof. Definitiv übernommen habe ich den Hof aber erst mit 40. Wir sind heute ziemlich breit aufgestellt, haben sechs Stück Mastvieh, 50 Schweine, Äpfel und Trauben. Wobei wir uns vor allem als Direktvermarkter sehen, wir verkaufen unsere Produkte seit 21 Jahren auf dem Bauernmarkt in Bozen. Zwei Mal die Woche sind wir dort, mit allem, was unser Hof hergibt. Vom Speck über Würste bis hin zu Gemüse, frischen Beeren aber auch Säften und Marmeladen.
Um den Verkauf kümmert sich meine Frau Christine, eine gebürtige Meranerin, sie ist seit knapp 20 Jahren hier mit mir auf dem Hof und liebt es auf dem Markt unter Leuten zu sein.

Kann man vom Markt gut leben?
Der Bauernmarkt ist sicher unsere Haupteinnahmequelle. Nur von Äpfel und Wein könnten wir nicht leben. Die paar Äpfel, die wir haben, liefern wir an die Obstgenossenschaft Melix nach Vahrn und die Trauben, wir haben ausschließlich Grünen Veltliner, an die Eisacktaler Kellerei. Unsere Felder sind extrem steil und somit äußert schwierig zu bewirtschaften.

Hatten es Ihre Eltern noch leichter?
Leichter sicher nicht. Vielleicht war damals alles unbürokratischer. Meine Mutter Helene war ein Einzelkind und hat den Hof von meinem Großvater Johann übernommen. Er war ein Viehändler, hat aber auch erste Obstflächen angelegt. Meine Mutter hat den Obst- und Weinbau dann gemeinsam mit meinem Vater intensiviert und in diesem sehr steilen Gelände mehr und mehr Flächen angebaut.

Auf dem Hof leben drei Generationen, kommt es nie zu Konflikten?
Man muss zusammenhalten, sonst geht es nicht. Meine Eltern sind zum Glück noch sehr rüstig und helfen kräftig mit. Alleine würde ich es auch aus gesundheitlichen Gründen wohl nicht schaffen.

Gfrilelrhof Familie

Sie hatten im Frühjahr einen schweren Traktorunfall.
Ja, genau, Anfang Mai bin ich mit dem rechten Bein unter die Traktorräder geraten. Das hätte nicht sein müssen. Denn seit 2008 bin ich gesundheitlich immer wieder angeschlagen. Nachdem ich meinen Arm plötzlich nicht mehr bewegen konnte, wurde bei mir Multiple Sklerose diagnostiziert, seither mit verschiedenen kleineren wie größeren Schüben. Aktuell habe ich die Krankheit dank der Medikamente aber ganz gut im Griff, dafür leide ich seit diesem Winter immer wieder an Herzrhythmusstörungen.

Woher nehmen Sie die Kraft weiterzumachen?
Die gibt mir meine Familie. Wir leben mit unsere drei Kindern, meinen Eltern und Christines Vater ja zusammen auf dem Hof und wir helfen uns auch einander. So wird bei uns jeden Tag zusammen gegessen, am Morgen, Mittags und am Abend.

Die Urkunden belegen, dass der Gfrillerhof seit 1783 in Familienbesitz ist. Sehen Sie diese lange Familientradition manchmal auch als Last?
Wir können es nicht beweisen, aber man geht davon aus, dass der Hof sogar noch länger von unserer Familie geführt wird. Natürlich wünscht man sich, dass dieses Erbe weitergeführt wird. Aber unsere Kinder sind gerade mal 15, 11 und 8. Also mal sehen. Unsere Zweitälteste jedenfalls möchte auf jeden Fall Landwirtin werden.

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